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Autonomie

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Autonomie und deren Auswirkungen auf Südtirol

Seit 30 Jahren beschäftigt sich Eurac Research mit der Erforschung der Südtirol-Autonomie. Die Instrumente der Südtiroler Konfliktlösung wurden studiert – und gelehrt. Das zunehmende Interesse aus dem In- und Ausland hat dazu geführt, dass Südtirols Autonomie als vielbeachtetes Beispiel zitiert wurde. Die gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Debatten in Südtirol selbst sind aber auch kritischer geworden.

Durch eine rechts-, sozial- und geisteswissenschaftliche Perspektive auf die Autonomie möchten wir ein umfassendes Verständnis über ihre historische Genese, ihre Funktions- und Wirkweisen erlangen. Schließlich ist die Autonomie ein rechtlicher Rahmen, der das Leben der Gesellschaft prägt und gleichzeitig ständig neu ausgehandelt wird. Wir möchten das Verständnis von Autonomie aber auch geografisch und disziplinär erweitern. Der wissenschaftliche Vergleich mit anderen Autonomie-Modellen und Minderheitenregionen ermöglicht eine bessere Bewertung darüber, wie anpassungsfähig Südtirols Form der Selbstverwaltung ist und wo dessen Stärken und Schwächen liegen.

Der Auftrag des Zentrums, die Südtiroler Autonomie an Interessierte im In- und Ausland zu vermitteln, verbindet sich mit unserem Forschungsinteresse an Science Diplomacy: Wie versuchen nicht-staatliche Akteur*innen, sich in Bezug auf Wissensvermittlung und Forschung zu repräsentieren, um ihr Image zu stärken? Auch bei dieser Frage untersuchen wir Südtirols Rolle im Vergleich mit anderen Regionen.

Aufgrund der philosophischen Perspektive in unseren Forschungsaktivitäten befassen wir uns auch mit den unterschiedlichen Begriffsverständnissen von „Autonomie”. Unter Autonomie verstand man bis in das 19. Jahrhundert hinein nicht die kollektive Dimension der Selbstverwaltung einer Region. Vielmehr stand die persönliche, individuelle Autonomie im Zentrum der philosophischen Fragestellungen. Durch Veranstaltungen wie die „Philosophischen Gespräche über Autonomie” erhalten diese eine eigene Plattform. Entsprechend der interdisziplinären Ausrichtung unseres Teams erforschen wir den Autonomie-Begriff auch im Kontext von Gesundheit, Literatur und Kunst.

Ein Ergebnis unseres interdisziplinären Ansatzes und unser Themenvielfalt ist eine enge Zusammenarbeit mit anderen Instituten und Centern von Eurac Research sowie anderen Südtiroler Forschungseinrichtungen und Institutionen.

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Minderheiten – Gender & Diversity – Intersektionalität

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Minderheiten – Gender & Diversity – Intersektionalität

Wie die meisten modernen Gesellschaften wird auch Südtirol zunehmend heterogener. Vor dem Hintergrund der Mehrsprachigkeit, des Zusammenlebens der drei Sprachgruppen und der damit verbundenen Erfahrungen mit Vielfalt werden weitere Diversitätsdimensionen immer sichtbarer: Gender in Diskursen über Gleichberechtigung und Rollenvorstellungen, LGBTQIA+ hinsichtlich sexueller Orientierung und Geschlechtsidentitäten jenseits eines binären Verständnisses, Behinderung in Bezug auf Barrierefreiheit und Inklusion, Alter durch den demographischen Wandel, Sprache und Kultur durch Migrationsbewegungen.

Wir untersuchen diese vermehrte gesellschaftliche Diversität im Zusammenhang mit Südtirols Minderheitenkontext. Ein besonderer Fokus richtet sich dabei auf Entwicklungen im digitalen Raum (Social Media), auf den sich verändernden Minderheitenbegriff und auf das Konzept der Intersektionalität, (vom engl. Intersection, Straßenkreuzung), das ein Zusammentreffen unterschiedlicher Diversitätsdimensionen beschreibt. Im Rahmen der center- und institutsübergreifenden Forschungsgruppen Gender Dynamics und Migrations and Diversities beschäftigen wir uns interdisziplinär mit den Themen Gender, Diversität und Intersektionalität.

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Geschichte

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Geschichte der Südtirol-Autonomie und Minderheiten im historischen Vergleich

“Erst im Gedächtnis formt sich die Wirklichkeit” heißt es bei Marcel Proust. Südtirols jüngere Vergangenheit ist komplex, die kollektive Erinnerung an sie widerstreitend und ethnisch fragmentiert. Was für die Denkmäler aus der Zeit des Faschismus gilt, gilt für andere Bereiche der Geschichte und auch für jene der Autonomie. Das zeigen beispielhaft die Erzählungen über die Einführung des Zweiten Autonomiestatuts im Jahr 1972: Schuf sie unnötige Privilegien (Proporz, Zweisprachigkeitsnachweis) für eine Sprachgruppe und institutionalisierte ethnische Trennlinien zwischen den Sprachgruppen in der Provinz – oder löste sie eine schon bestehende, aber schwache Autonomie durch eine notwendige Erneuerung ab, von deren Errungenschaften wir bis heute zehren? In Kooperation mit anderen Instituten in wie außerhalb der Eurac erfolgt die Beschäftigung mit diesen Erinnerungskulturen – sei es in Publikationen, Tagungen oder bei historischen Stadtrundgängen mit internationalen Delegationen.

Auf diese “Gründerzeit” der Autonomie liegt ein anderer unserer Interessensschwerpunkte: Wer hat’s erfunden? Das viel zitierte Power-Sharing des Autonomiestatuts, laut dem mehrere Gruppen die politische oder wirtschaftliche Macht nach vereinbarten Regeln unter sich aufteilen, hat sich als Konfliktlösungsmechanismus in der Südtirolfrage bewährt. Welche politischen Ideen der Nachkriegszeit beeinflussten aber dieses Modell – und die rechtliche Ausgestaltung der Autonomie als Ganzes?

Der historische Vergleich mit anderen Minoritäten oder Autonomien in Europa und der Welt schärft schließlich den Blick für Besonderheiten oder für Gemeinsamkeiten, die vielen Grenz- und Minderheitenregionen in ihrer Geschichte eigen sind.

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Medien

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Minderheitenmedien im Wandel

Medien tragen zur Bildung einer informierten und demokratischen Gesellschaft bei. Im Kontext sprachlicher Minderheiten erfüllen Medien weitere wichtige Funktionen. Minderheitenmedien bieten oft das einzige lokale Informationsangebot in der Minderheitensprache und tragen zum Erhalt der Sprache bei. Weiters verschaffen sie den Minderheiten Sichtbarkeit, stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl der Community, spiegeln deren kulturelle Vielfalt wider und sind ein wichtiger Bestandteil der lokalen Wirtschaft. Das Umfeld, in dem sich Minderheitenmedien bewegen, wird jedoch von Ressourcenknappheit, dem Druck zur technologischen Anpassung und dem stetigen Wettbewerb mit Mainstream-Medien geprägt.

Das Center for Autonomy Experience ist der Sitz der Europäischen Vereinigung für Tageszeitungen in Minderheiten- und Regionalsprachen (MIDAS). Das Statut von MIDAS sieht eine Forschung auf dem Gebiet der Minderheitenmedien als Aufgabe der Vereinigung. Durch die wissenschaftliche Begleitung der MIDAS-Aktivitäten nimmt das Center diese Rolle wahr. Unsere Forschung richtet ihren Schwerpunkt auf traditionelle Medien in Europa. Unser Ziel ist es, durch vergleichende Analysen die Besonderheiten und Unterschiede verschiedener Minderheitenmedienkontexte aufzuzeigen. Dabei beschäftigen uns vor allem auch mit der Frage, wie Minderheitenmedien mit aktuellen Herausforderungen umgehen. Durch unsere enge Anbindung an MIDAS sind wir auch der Ansprechpartner für all jene, die sich in ihrer Forschung mit der Arbeit der MIDAS-Tageszeitungen auseinandersetzen möchten.

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Forschungsbesuche

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Sie forschen im Bereich Südtiroler Autonomie oder Minderheitenschutz und planen einen Forschungsaufenthalt in Südtirol?

Autonomy Experience bietet Fachleuten und Studierenden Einblick in den aktuellen Forschungsstand. Wir vermitteln Kontakte zu führenden Expert*innen auf den Gebieten der Autonomie- und Minderheitenforschung und helfen bei der Organisation von Studienaufenthalten am Forschungszentrum Eurac Research.

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